Fallstudien zur Restaurierung
Methoden zur langfristigen Erhaltung von Medienkunstinstallationen
Datum
01.01.2006 - 01.01.2011Zwischen 2006 und 2011 hat die Stiftung imai folgende Werke in Fallstudien untersucht: Il Nuotatore (va troppo spesso ad Heidelberg) (1984) der Künstlergruppe Studio Azzurro, In Situ (1986) von Gary Hill, Exchange Fields (2000) von Bill Seaman, Testcuts I (2010) von Katharina Sieverding und Light Composition: Documenta 8 (1987) von Nan Hoover.
Welche*r Restaurator*in oder Kurator*in kennt sie nicht, die Herausforderungen und Probleme, die sich im alltäglichen Umgang im Hinblick auf Erhalt und Präsentation von medienkünstlerischen Werken stellen: Können die schwer erhältlichen und wartungsintensiven U-Matic-Player einer Installation aus den frühen 1980er Jahren in Zukunft durch DVD-Player ersetzt werden? Welche Maßstäbe sind bei der Migration der Videos auf neue Trägermedien zugrunde zu legen? Können zeitgenössische Flachbildschirme an die Stelle von Röhrenmonitoren treten? Wie müssen die räumlichen Voraussetzungen für eine bestimme Projektion sein? Welche Projektoren sind dafür geeignet? Was sind die dem Kunstwerk inhärenten ästhetischen Komponenten, die auch bei künftigen Inszenierungen zum Tragen kommen sollen? Und wer definiert diese Kriterien?
Die restauratorischen und konservatorischen Probleme, die sich im Bereich medienkünstlerischer Installationen stellen, sind so vielschichtig, wie die verwendeten Techniken und Materialien. Daher kann es keine Standardlösungen für den Substanzerhalt dieser komplexen technologie- und zeitbasierten Kunstform geben. Mit den fünf Fallstudien im Zeitraum zwischen 2006 und 2011 wurde der Ansatz verfolgt, unterschiedliche Typen von Medienkunstinstallationen heranzuziehen und aus den erzielten Ergebnissen der individuellen Sachlagen generelle Schlussfolgerungen abzuleiten, die für vergleichbare Werke dienen können. Zu jeder Fallstudie gehörte neben der Erfassung aller ursprünglich verwendeten Medien, Techniken bzw. Technologien die Evaluation der konservatorischen Problematik. In einem weiteren Schritt galt es, den Weg und die Form der Restaurierung zu erarbeiten bzw. zu hinterfragen, unter welchen Konditionen eine Konservierung des Werkes überhaupt möglich war. Es musste beispielsweise überlegt werden, ob Software neuprogrammiert werden durfte, um ein Kunstwerk langfristig zu erhalten, und ob sich die Erfahrung des Werkes dadurch veränderte. In anderen Fällen musste entschieden werden, ob alte Technologien durch neuere technische Möglichkeiten ersetzt werden durften, obwohl diese ihre Wirkung nicht nur nachahmten, sondern aktualisierten (Migration). Notwendig wurde es beispielsweise, wenn technische Defekte der Hardwarekomponenten zu beheben waren und das Werk erst durch den Einsatz neuer technischer Möglichkeiten wieder instand gesetzt werden konnte. Generell musste bei allen Maßnahmen stets das räumliche Konzept der Installation bewahrt bleiben.
Ziel war es, für die analysierten Medienkunstwerke Präsentationsformen zu finden, die ihren jeweiligen ästhetisch-künstlerischen Konzeptionen gerecht wurden. Es war deshalb wichtig zu untersuchen, welche Aspekte die Authentizität einer Medienkunstinstallation ausmachten, und zu definieren, welche Charakteristika für die jeweilige Installation unabdingbar waren.