Circulating Copies: Lunch mit Raskin
Raskin, Nicht nur Wasser, 1995, Video, 25:46 Min.
Die Geselligkeit will sich bei diesem Mahl einfach nicht einstellen. Fünf Männer und Frauen sitzen mit ausdrucksloser Miene um einen runden Tisch versammelt und greifen synchron nach Besteck. Vor und über ihnen schweben virtuelle Früchte, deren Form sich stets verändert. Die Metamorphosen scheinen keiner Logik zu folgen: Manchmal verwandelt sich eine Frucht in eine andere, ein andermal pulsiert unter der Oberfläche eine zellartige Lebensform, die kurz zum Vorschein kommt und wieder verschwindet. Während Teller verteilt werden, landen Kekse in einer Art Scanner, der die Inhaltsstoffe abliest und als Ergebnis „nicht nur Wasser / H2O” ausgibt. Paprika, Ananas, Artischocke und Wassermelone drehen ihre Kreise über den Tisch und werden anscheinend wissenschaftlich analysiert. Aber nicht nur die Lebensmittel verändern sich und nehmen fantasievolle Formen an, auch die Esser_innen verwandeln sich durch die Nahrungsaufnahme, deren kauende Gesichter sich zusehends verzerren. Die Arbeit operiert mit Ironie und Übersteigerung und kann als Kritik an der Genmanipulation von Lebensmitteln gelesen werden.
Sie besticht durch den gekonnten Einsatz früher Computertechnologie zur Bildbearbeitung, ihre Farbgestaltung und die ästhetische Inszenierung von Lebensmitteln, die Bilder aus dem Kultfilm Naked Lunch von David Cronenberg evoziert.
Raskin war ein Performancekollektiv, in dem Andreas Coerper (*1955, DE) und Rotraut Pape (*1956, †2019, DE) von 1987 bis 1992 zusammengearbeitet haben. Raskin war die Weiterentwicklung der künstlerischen Arbeit der Performancegruppe M. Raskin Stichting Ens., die Anfang der 1980er-Jahre gegründet wurde und hauptsächlich live auftrat.
Dank an Stefanos Mpoutmparas
Lunch mit Raskin ist eine Veranstaltung des Programms Circulating Copies.