Schrill und Grell
Verflechtungen zwischen Videokunst und feministischer Kritik in den 80er Jahren
In der Videokunst der 80er Jahre war der Frauen*anteil vergleichsweise hoch. Dieser
Umstand wurde oft damit erklärt, dass dieses konkrete mediale Umfeld noch nicht von
patriarchalen Strukturen durchzogen war und daher als tabula rasa künstlerisch neu besetzt
werden konnte. Allerdings setzte der feministische Gebrauch von Video eine bewusste
Aneignung, eine Okkupation (Claudia Richarz), des von und für Männer entwickelten
Mediums voraus. Die beteiligten Künstler_innen sahen im Video ein besonderes
emanzipatorisches Potenzial. In Videoarbeiten wurden gesellschaftliche Anordnungen und
konservative Denkmuster gestört. Es wurden verleugnete oder tabuisierte Themen
angesprochen, beispielsweise die weibliche* Lust. Ebenso wurden Mythen, wie das
vorgebliche Ideal der glücklichen, mittelständischen Kernfamilie oder der eigenhändig
erarbeitete Wohlstand dekonstruiert. Das IMAI-Videoprogramm Schrill und Grell gewährt
einen Einblick in die Videokunst dieser Jahre.
Programm:
Rabe Perplexum, Die Welt der Sonderschülerin Heidi S., 1985, 4:16 Min.
Anne-Mie von Kerckhoven, Victoria, 1989, 5 Min.
Ulrike Zimmermann, Venus 220 Volt – Lust im Haushalt, 1991, 12 Min.
Johanne Charlebois & Harold Vasselin, Blockhaus, 1987, 15 Min.
Maria Vedder, Silent Language, 1987, 6 Min.
Bühler/Gut/Hormel, Videoclip zu Malaria, Your Turn to Run, 1982, 4:24 Min.
Kuratorin: Kat Lawinia Gorska
Eintritt frei