
Wir trauern um Axel Wirths
(1960-2025)
Typ
AnkündigungDatum
24.02.2025Mit großer Trauer nehmen wir Abschied von Axel Wirths, dem Mitgründer und langjährigen Vorstandsmitglied der Stiftung IMAI - Inter Media Art Institute. Gemeinsam mit Ulrich Leistner rief er die Stiftung IMAI 2006 ins Leben, um der Video- und Medienkunst zu größerer Akzeptanz, Nachhaltigkeit und Zugänglichkeit zu verhelfen. Mit seiner profunden Kenntnis der Medienkunst, seinem enormen Netzwerk von Künstler*innen, seinen visionären Impulsen und nicht zuletzt seiner Überzeugungskraft hat er dafür gesorgt, dass das IMAI als eine in Deutschland einzigartige Institution für die Vermittlung, Verbreitung und Distribution audiovisueller Kunst eingerichtet wurde.
Bereits 1982 gründeten Axel Wirths und Ulrich Leistner die Vertriebsagentur 235 Video, die seit den 1990er-Jahren als Medienkunstagentur 235 Media in Köln bekannt ist. Zu einer Zeit, als die Videokunst noch am Rande des etablierten Kunstbetriebs stand, setzte sich Axel Wirths für innovative Vertriebsstrukturen ein, die die Reproduzierbarkeit der Medien berücksichtigten und die ökonomischen Interessen der Künstler*innen unterstützten. Entscheidend war für ihn, dass Medienkunst unter der Beachtung ihrer spezifischen Eigenschaften kunstmarktfähig werden konnte. Ebenso war es ihm ein Anliegen, diese Kunstform einem breiten Publikum zugänglich zu machen, sie zu „sozialisieren“ - wie er es einmal nannte - und alle erdenklichen Begegnungsräume zu nutzen, nicht nur Museen, sondern anfangs auch Clubs und Festivals sowie später Fernsehen und Internet. Sein Engagement in all diesen Bereichen trug dazu bei, Video als künstlerisches Ausdrucksmittel in Ausstellungsinstitutionen zu fördern und seine Anerkennung auf dem Kunstmarkt voranzutreiben.
Axel Wirths verstand es, in engem Austausch mit Künstler*innen neue Entwicklungen für die Videokunst zu forcieren – sei es durch innovative Vertriebsstrukturen, technische Unterstützung oder die Organisation von Präsentationsmöglichkeiten. Er war sowohl ein enthusiastischer Vermittler als auch ein aktiver Mitgestalter der Video- und Medienkunst in Deutschland und der Welt. So war er Mitinitiator des 1988 gegründeten Vereins Media Art Produktionen e.V. und Mitautor des Fernsehmagazins „Donnerstag“, das 1990 Videokunst sendete. 1992 wurde Axel Wirths zum Leiter der 5. Videonale ernannt. Im selben Jahr war er maßgeblich daran beteiligt, dass das „Electronic Café International“ im eigens dafür entworfenen Casino Container auf der documenta 9 in Kassel und ein Jahr später auf der Biennale Venedig und im Kölner Medienpark ausgestellt wurde. Von 1993 bis 1999 war Axel Wirths für das Programm vom MedienKunstRaum in der Bundeskunsthalle Bonn verantwortlich, wo er über zwanzig Ausstellungen mit internationalen Medienkünstler*innen realisierte. Im Jahr 2000 kuratierte er die imposante Ausstellung „vision.ruhr“ mit überwiegend interaktiven Installationen in der Zeche Zollern II/IV in Dortmund.
Axel Wirths hat Museen und Institutionen schon früh für die Notwendigkeit einer sorgfältigen und kontinuierlichen konservatorischen Betreuung von Medienkunst sensibilisiert. Ihm und Ulrich Leistner ist es zu verdanken, dass bereits Anfang der 2000er-Jahre der Kernbestand der Stiftung IMAI digitalisiert und schon 2005 eine Online-Plattform für die Sichtung eingerichtet wurde - Maßnahmen, die heute zum Standard gehören. Fragen und Strategien der Konservierung und Restaurierung technologiebasierter Kunst gehörten für ihn daher vorausschauend zu den zentralen Aufgaben der Stiftung. Axel Wirths war ein Pionier nicht nur in der nordrhein-westfälischen Medienkunstlandschaft, sondern weit darüber hinaus. Wir verlieren mit Axel Wirths einen wohlwollenden Mentor und geschätzten Weggefährten, dessen Visionen und Engagement wir sehr vermissen werden. Sein Vermächtnis bleibt lebendig: in den Werken, die er ermöglicht und bewahrt hat, in den Netzwerken, die er geknüpft hat, und nicht zuletzt in der Präsenz der Stiftung IMAI.
Rajiv Strauß (Vorstand),
Reiner Nachtwey (Vorstand),
Linnea Semmerling (Direktorin seit 2020),
Renate Buschmann (Direktorin 2008-2019),
Darija Šimunović (Wissenschaftliche Mitarbeiterin),
Jonathan Rösen (Freier Mitarbeiter Digitales Archiv)