ELA EIS, Miracle Whip [Befreit], 1979
© ELA EIS, 2022i

LES DÜSSELDORFS

LES DÜSSELDORFS versammelt Videoarbeiten von Künstler*innen, die in Düsseldorf arbeiten oder hier gewirkt haben. Das Programm spiegelt die reiche und lebendige Geschichte der Düsseldorfer Videokunst wider, die unter anderen von Nam June Paik, Nan Hoover und Marcel Odenbach geprägt wurde. Hinzu kommen aktivistische, musikalische, sub- und gegenkulturelle Positionen, die mit dem Medium Video Geschichte aus und über Düsseldorf geschrieben haben.
Eine lange verloren geglaubte feministische Performance, ein künstlerisches Statement gegen den Kalten Krieg, kritische Reflexionen über die Stadtentwicklung und eine Kontemplation über die Isolation während der Coronapandemie präsentieren Video als nonkonformistisches Werkzeug der Zeitgenoss*innenschaft.


Mit Werken von ELA EIS, Sachli Golkar und Till Hofrichter, Nan Hoover, Axel Klepsch, Eric Lanz, Norbert Meissner und Alexander Weil, Michalis Nicolaides, Marcel Odenbach, Gudrun Teich, Myriam Thyes


Kuratiert von Darija Šimunović

Online-screenings

Begleitend zum Programm zeigen wir im Sommer 2022 an dieser Stelle die Videoarbeit In vollen Zügen (2022) von Gudrun Teich sowie eine Konzert-Kompilation der Bands Liaisons Dangereuses, Malaria! und The Wirtschaftswunder, die Norbert Meissner und Alexander Weil  1982 in der Mensa der Universität Düsseldorf aufgenommen haben.

Programm

Lange glaubte ELA EIS (*1958 in Ratingen, lebt in Erkrath und arbeitet in Düsseldorf) ihren Super-8-Film Miracle Whip [Befreit] verloren, bis er über Umwege des Nachlasses eines anderen Künstlers im Archiv des IMAI neu entdeckt wurde. Die feministische Performance mit dem Originaltitel Befreit wurde in einem Düsseldorfer Fotostudio ohne Ton aufgenommen. Im Oktober 1980 folgte eine legendäre Live-Performance in der Villa Engelhardt an der Homberger Straße. Die Band Miracle Whip – in der Presse als „schrilles Untergrund-Terzett“ angekündigt – begleitete dabei musikalisch die Performance der Künstlerin.

Paris im Mai 1978. Marcel Odenbach (*1953 in Köln, lebt und arbeitet in Köln, Berlin und Italien) und Gábor Bódy (*1946 in Budapest, †1985 ebenda) treffen sich zum Dialog zwischen Ost und West. Mit Mitteln der Satire kritisiert die Arbeit die festgefahrenen politischen Verhandlungen der Zeit und führt die Absurdität des Kalten Krieges vor Augen, der zum Zeitpunkt des Treffens der Künstler bereits dreißig Jahre andauerte. Vor dem Hintergrund der aktuellen weltpolitischen Lage im Angesicht des Krieges in der Ukraine gewinnt die Arbeit eine traurige Aktualität.

Ein Schiff wird kommen spielt mit Klischees, wie schon der einem Schlager entlehnte Titel der Arbeit andeutet. Mit Augenzwinkern setzt Axel Klepsch (*1952 in Düsseldorf, †2015 ebenda) die gängigen Vorstellungen über Seefahrt in Szene: den Lockruf der Ferne und das Abenteuer, die Schönheit der Schiffe, die raue See, die Freude der Ankunft und den Schmerz des Abschieds. Die teils sentimentale, teils energiegeladene Musik wurde von dem Künstler selbst produziert. Die Arbeit kann auch als Verweis auf seine Heimat am Rhein gelesen werden.

UNSCHAERFEMASS basiert auf Fotografien, die Michalis Nicolaides (*1967 in Nikosia, CY, lebt und arbeitet in Düsseldorf) während der Coronapandemie im öffentlichen Raum aufgenommen hat. Die Ansichten der Düsseldorfer Architektur, Straßen und Plätze, der Parks und der Rheinlandschaft, aber auch von abseits liegenden Abstellorten und Unterführungen irritieren durch leere Stellen im Bild. In ihrer Helligkeit und Unschärfe wirken sie wie Lichtreflexionen oder Bewegungsspuren. Der Künstler experimentierte mit Filtern für das Kameraobjektiv, um die gespenstische Stimmung der Pandemie einzufangen.

Sachli Golkar (*1977 in Tabriz, IR) und Till Hofrichter (*1974 in Kaiserslautern, beide leben und arbeiten in Berlin und Düsseldorf) machen seit 2012 zusammen Filme. Ihr Filmessay Wohnen in Garath kreist um die Großsiedlung aus den 1960ern, die vielen Bewohner*innen zur Heimat geworden ist. Dabei werden Berichte der Stadtplaner*innen und Architekt*innen, Dokumente zur Düsseldorfer Stadtgeschichte und die subjektiven Schilderungen der Bewohner*innen miteinander verwoben. Die Garather*innen geben eine Liebeserklärung an ihren Stadtteil ab, der abseits der Glanzlichter der KÖ liegt.

Düsseldorf hat einen Aqua-Zoo, aber seit Ende des Zweiten Weltkrieges keinen historischen zoologischen Garten im Sinne eines kolonialen Tierparks mehr. Mit seinem Video-Bestiarium präsentiert Eric Lanz (*1962 in Biel, CH, lebt und arbeitet in Düsseldorf) eine zeitgenössische, tierfreundliche Alternative, in der die verschiedenen Tierarten buchstäblich zum Vorschein kommen. Wir zeigen vier Sequenzen aus der Arbeit, die als dauerhafte Videoinstallation an einer Genfer Schule zu sehen ist. Der Künstler arbeitet mit alltäglichen Materialien, unter anderem Sand, Eis, Salz, Wachs, flüssiger Farbe und Kakao. Sehen Sie den Panda, das Kamel, den Kugelfisch und den Panther?

In ihren Animationen und Videoarbeiten befasst sich Myriam Thyes (*1963 in Luxemburg, LU, lebt und arbeitet in Düsseldorf) mit der Macht der Symbole und ihrer kulturellen und gesellschaftlichen Bedeutung. Smart Pantheon RGB ordnet Gesten der Handynutzer*innen als kulturelles Handlungsmuster der heutigen Kommunikation ein. Durch die Berührung fungiert der Bildschirm des Mobiltelefons als transitorischer Ort für virtuelle Begegnungen, an dem aber niemals echte Berührungen stattfinden und kein Händedruck erfolgen kann.

Als langjährige Professorin für Videokunst an der Kunstakademie Düsseldorf prägte Nan Hoover (*1931 in New York, US, †2008 in Berlin) das Schaffen vieler mit der Stadt verbundener Künstler*innen. Projections ist während eines Stipendienaufenthalts der Künstlerin in Berlin entstanden. Die meditativen Schwarzweißaufnahmen zeigen ein Schattenspiel auf einer Wand. Die Künstlerin bewegt sich langsam vor dieser Kulisse, die zufällig durch Sonneneinfall entsteht. Die Arbeit markiert einen neuen Abschnitt im Œuvre Hoovers, in dem sie Lichtinstallationen mit Performances kombinierte.

LES DÜSSELDORFS ist Hans-Georg Lohe und Thilo Gabor gewidmet. Als Kuratoriumsvorsitzender und erster Vorstand der Stiftung haben sie die Arbeit des IMAI bis 2022 über viele Jahre begleitet und geprägt.

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