Studio Azzurro
STUDIO AZZURRO
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Konkretionen des Flüchtigen

Zur Problematik der Erhaltung und Re-Inszenierung von Medienkunstinstallationen.

Datum

01.01.2007 - 01.01.2009

Ziel des Vorhabens war es, die Reihe von Fallstudien, die am imai seit 2006 durchgeführt wurden, mit theoretischen Überlegungen zu Begriffen wie Original, Inszenierung, Aufführung und Interaktivität zu begleiten.

Medienkunstinstallationen (d.h. raumbezogene Arbeiten, die neue Medien einbeziehen) haben meistens kein dauerhaftes Erscheinungsbild: Sie werden bei jeder neuen Präsentation an die jeweiligen Raumgegebenheiten adaptiert und wirken also jedes Mal unterschiedlich. Wie ein Theaterstück bei jeder Inszenierung neu interpretiert wird, so wird eine installative Arbeit bei jeder Präsentation „re-inszeniert", d.h. „re-interpretiert".

Auch die Materialien dieser medienbasierten Kunstwerke sind unbeständig, da die Technologien rasant veralten: Abspielgeräte sowie die entsprechenden Speichermedien, die noch vor wenigen Jahren als absolut innovativ galten, werden in schneller Folge von neuen Generationen abgelöst und gelten schon bald als technologische Dinosaurier. Viele alte Modelle werden heute nicht mehr produziert und können daher nicht nachgekauft werden. Wegen fehlender Ersatzteile ist es häufig auch nicht möglich, die Geräte zu reparieren. Die ursprünglichen Datenträger können folglich nicht mehr abgespielt werden, es sei denn, sie werden auf ein neues Format übertragen - eine Operation, die aus der Perspektive der Restaurierungsethik noch umstritten ist.

Diese Problematik hat zur Folge, dass Medienkunstinstallationen häufig aufgrund technischer Mängel, obsoleter Technikbestandteile aber auch sachlicher Unkenntnis nicht mehr ausgestellt und zugänglich gemacht werden. Da medienkünstlerische Arbeiten zunehmend von Museen und privaten Sammlern angekauft werden, ist das Thema der Erhaltung und Präsentation von Medienkunstinstallationen besonders aktuell. Kunsthistoriker*innen, Kurator*innen und Restaurator*innen sind mit der Frage konfrontiert, wie diese Kunstwerke erhalten werden können bzw. was es überhaupt zu erhalten gilt. Denn häufig gibt es keinen festgelegten oder rekonstruierbaren Originalzustand, an dem man sich bei einer Re-Installation oder einer Restaurierung orientieren kann, sondern nur verschiedene, mehr oder weniger gut dokumentierte Umsetzungen (Konkretionen) derselben künstlerischen Idee. Das Forschungsprojekt „Konkretionen des Flüchtigen" war an die Reihe von Fallstudien der Stiftung imai gekoppelt, die sich der Untersuchung, Restaurierung und Re-Installation von Medienkunstinstallationen widmeten. Die Fallstudien wurden ausgewertet und aus den unterschiedlichen Problemen, die diese praktischen Beispiele aufwarfen, wurden methodologische Schlussfolgerungen zur Erhaltung und Präsentation von Medienkunstinstallationen gezogen. Mit der Entwicklung theoretischer Anhaltspunkte sollten die Aspekte hervorgehoben werden, die bei Entscheidungen über die Erhaltung und Präsentation von Medienkunstinstallationen besonders berücksichtigt werden müssen.

Forschungsleitung

Dr. Tiziana Caianiello

Gefördert durch

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